Serviceroboter sind aktuell ein heiß umstrittenes Thema, zunächst vor allem für die Bereiche Gastronomie, Pflegeeinrichtungen und Spitäler. Doch worum es dabei eigentlich genau geht, erfahren Sie im nachfolgenden Artikel.
Die einen sehen ihn als bahnbrechende Errungenschaft für die Entlastung von Servicemitarbeitern, andere sehen es nur als einen Gag im Dienstleistungsbereich. Doch wie man sich im konkreten Fall zu einem Serviceroboter positioniert, hängt von persönlichen betrieblichen Umständen und Anforderungen ab. Diese Umstände sind allerdings für mehr und mehr Gastronomiebetriebe durch akuten Personalmangel und Überlastung geprägt. Kann da ein Serviceroboter Abhilfe schaffen? Diese Frage lässt sich erst beantworten, wenn man weiß, worum es sich bei einem solchen Roboter eigentlich handelt.
Zusammengefasst lässt sich der Serviceroboter auch als „automatisiertes Transportwagerl“ bezeichnen. Darüber hinaus präsentieren sich Modelle wie BellaBot von Schmachtl in personalisierten Designvarianten und verfügen über Kommunikationsmöglichkeiten wie Mimik und Sprachvokabular. Doch abgesehen von der originellen und individuellen Gestaltungsmöglichkeit ist der Roboter vor allem ein Hilfsmittel für Servicepersonal, vergleichbar etwa mit einer Spülmaschine.
Natürlich ist ein Serviceroboter im Unterschied zur Spülmaschine um einiges charmanter und kann bei Bedarf auch kommunizieren oder stattdessen als stiller Gehilfe neben dem Servicepersonal einher rollen und dabei als Ablage dienen. Neueste Modelle können eine Tragfähigkeit von bis zu 40 Kilogramm aufweisen. Mit diversen Waren beladen kann der Serviceroboter anschließend autonom von A nach B fahren und Hindernissen sowie Menschen automatisch ausweichen. Ein neuer Trend, der niemanden kalt lässt.
Soweit, so gut. Doch warum ist das Thema gerade jetzt so aktuell? In erster Linie ist der Bedarf an Servicerobotern durch die Covid-19-Pandemie stark gestiegen. Denn die Entwicklungen der letzten beiden Jahre haben zu einem akuten Personalmangel in der Gastronomie sowie in medizinischen- und Pflegeeinrichtungen geführt. Im Zuge der einschränkenden Maßnahmen mussten viele Schließungen stattfinden, während viel Personal die Branche gewechselt hat und auch nach Ende der Lockdowns nicht mehr in den Betrieb zurückkehrt.
Dieser Notstand führte zugleich zur Auseinandersetzung mit einem älteren Problem: die gesundheitlichen Schäden von Servicepersonal als Folge jahrelanger körperlicher Belastungen. Schließlich gibt es im Dienstleistungsbereich immer etwas zu Transportieren. Ob die Auslagerung von schweren körperlichen Arbeiten auf Roboter den Dienstleistungssektor weniger menschlich macht, sei also dahingestellt. Beobachtungen aus der Praxis lassen darauf schließen, dass eher das Gegenteil der Fall sein kann. Denn Personal, das nicht mehr mit dem Transport von schweren Geschirrladungen beschäftigt ist, hat freie Kapazitäten für den Kontakt mit den Gästen. Allerdings ist die Frage der Personalentlastung nur ein positiver Nebeneffekt des neuen Trends der automatisierten Hilfskräfte.
Anders als die Vorgängerversionen muss sich das Modell BellaBot nicht mehr an statischen Punkten orientieren. Im Unterschied zur Industrie, wo es fahrerlose Transportmittel schon länger gibt, muss sich ein Serviceroboter auch nicht mehr per Laser an geraden Linien orientieren. Stattdessen lässt sich das Modell BellaBot die ganze Räumlichkeit einprogrammieren, um schließlich verschiedene Positionen setzen zu können. In der Gastronomie wären das etwa wichtige strategische Bereiche wie die Tische, die Schank oder die Küche. So kann der Roboter diese Stationen dann autonom anfahren und dabei jeglichen Hindernissen anhand von Sensoren und Kameras flexibel ausweichen.
Von der technischen Seite aus hat sich der Ansatz von AGVs (automated guided vehicles) zu AMRs , autonomen sowie mobilen Robotern geweitet. Insgesamt ist die Branche der AMRs (autonomous mobile robots) sehr dynamisch und Anwendungen in weiteren Bereichen wie dem der Desinfektion, der UV-Bestrahlung oder der Reinigung sowie die Outdoor- und Room-Service-Funktion sind bereits in Entwicklung.
Während eine automatisierte mobile Hilfskraft viele Vorteile mit sich bringt, ist der kleine Roboter-Kollege im Betrieb auch gewöhnungsbedürftig. Immerhin muss sich das Team auf eine gewisse Entschleunigung zugunsten der stabilen Beförderung von Getränken etc. durch den Roboterwagen einstellen. Trotzdem und gerade auch durch die Beruhigung der Abläufe wird ein Serviceroboter in Gastronomie und Hotellerie bisher überwiegend positiv aufgenommen.
Gerade angesichts des hohen Bedarfs an Personal in Gastronomie und Pflegeeinrichtungen gilt es den Arbeitsplatz so attraktiv wie möglich zu gestalten. Da kann zum Beispiel die körperliche Entlastung sowie die Erleichterung bei monotonen und mechanischen Abläufen überzeugen. Im öffentlichen Raum und bei der Betreuung von großen Gruppen bestehen ohne technische Unterstützung oft extreme Anforderungen an das Personal. Wenn der Serviceroboter hier ähnlich einer Waschmaschine zur Schonung von Rückenmuskulatur und Sehnenscheiden beitragen kann, ist viel in puncto Arbeitsqualität gewonnen. Doch soll der Roboter auf keinen Fall den persönlichen Kundenkontakt ersetzen, sondern diesen vielmehr durch das Freilegen neuer Ressourcen sogar möglich machen.