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„Be­ständigkeit, Seriosität und Inte­grität. Das sind die tradi­tionellen Werte, die Familien­unter­nehmen zum Erfolgs­modell machen”, sagt Karl-Heinz Schmachtl, der Eigen­tümer der SCHMACHTL GmbH, der sich mittler­weile aus dem operativen Ge­schäft zurück­gezogen hat und dem Unter­nehmen als Beirat zur Ver­fügung steht. Er spricht mit einer tiefen Gelasse­nheit, wählt seine Worte mit Bedacht. Knapp 50 Jahre Er­fahrung schwingen in seinen Er­zählungen mit. Sein Sohn, Kari Schmachtl, der heute Business Development Manager im Unter­nehmen ist, ergänzt: „In einem Familien­unter­nehmen hat man mehr Freiraum, sich zu entfalten, die eigenen Ideen mit einzubringen. Das macht für mich den Reiz aus.” Der Vater nickt zustimmend. Man respektiert die Meinung des anderen und hat Freude am Aus­tausch. Es ist ein Zusammen­arbeiten, so scheint es, bei dem nicht nur eine Gener­ation der anderen die Hand reicht, sondern auch die Tradi­tion der Inno­vation. Welche Fak­toren diese Unter­nehmens­kultur ausmachen und was das mit einem Sinn­spruch von Martin Luther zu tun hat, erzählen Vater und Sohn im Inter­view.

Familienunternehmen bekommen viel Anerkennung. Als „Rückgrat der Wirtschaft” bezeichnet sie beispielsweise Angela Merkel. Sie würden krisenfester agieren und eine bessere Atmosphäre für ihre Teams schaffen. Sind sie wirklich der Fels in der wirtschaftlichen Brandung?

Karl-Heinz Schmachtl: Familienunternehmen haben speziell in mitteleuropäischen Ländern wie Deutschland, Österreich, Holland und der Schweiz einen wesentlich größeren Stellenwert als beispielsweise in England, Frankreich oder den USA. Das beginnt bereits bei der Struktur der Firmen, liegt aber auch daran, dass Familienunternehmen eine andere Werteordnung haben, als börsennotierte Firmen. Nachhaltigkeit, das Interesse an einer langfristigen Ausrichtung und nicht am kurzfristigen Gewinn, Beständigkeit, Seriosität, Integrität – das alles sind Werte, die sich speziell in diesen Ländern etabliert haben. Somit stimme ich überein, dass Familienunternehmen wirklich ein Erfolgsfaktor für unsere Wirtschaft sind.

Kari Schmachtl: Ich denke, Familienunternehmen haben ihre Vor- und Nachteile. Viele Vorteile entstehen aus Werten wie Integrität und diese sind auf jeden Fall für den wirtschaftlichen Erfolg der mitteleuropäischen Länder mitverantwortlich. Außerdem gehen Familienunternehmen auch weniger Risiken ein. Ein Börsenunternehmen ist freier im Umgang mit Kapital und ist bereit, mehr zu riskieren, weil es oft nicht das eigene Geld ist, das auf dem Spiel steht. Aber grundsätzlich garantieren die langfristigen Beziehungen und Wertesysteme im Familienunternehmen auch langfristig Erfolg.

Man würde meinen, dass viele Familienunternehmen von Sorgen um die Unternehmensnachfolge geplagt sind. Tatsächlich treten aber viele Unternehmerkinder gern in die Fußstapfen ihrer Eltern, stellten die Zeppelin-Universität Friedrichshafen und die Stiftung Familienunternehmen in einer Umfrage fest. Drei von vier Teilnehmenden sagten, sie würden gerne die operative Führung im Familienunternehmen übernehmen. Was denken Sie darüber?

Karl-Heinz Schmachtl: Ich denke, man muss Familienunternehmen nach ihrer Struktur unterscheiden. Der Großteil der Firmen besteht aus Einzelhandelsgeschäften und kleinen Gewerbebetrieben mit zwei bis fünf Mitarbeitenden. Daneben gibt es Firmen in unserer Größenordnung, also mittelständische Unternehmen. Ich glaube, wenn die nächste Generation sieht, dass man mit so einem Unternehmen auch Möglichkeiten in der Zukunft hat, erkennt sie, dass sie etwas bewegen kann. Sofern das der Fall ist, gebe ich der Statistik recht.

Wie war das in Ihrem Fall? War Ihr Weg ins Unternehmen vorherbestimmt?

Karl-Heinz Schmachtl: Nein, mein Onkel hat mir die Möglichkeit gegeben und ich habe mich nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, das Angebot anzunehmen. Ich war allerdings auch der nächste Verwandte, der als Nachfolger in Frage kam.

Kari Schmachtl, Sie sind heute bereits Business Development Manager im Unternehmen. War es für Sie selbstverständlich, im eigenen Familienunternehmen zu arbeiten?

Kari SchmachtlKari Schmachtl: Nein, ehrlich gesagt war es das überhaupt nicht. Ich habe in den ersten Jahren nach meinem Studium Erfahrungen in anderen Unternehmen gesammelt – erst in Los Angeles bei einem Computerspiele-Publisher, dann in Berlin bei einem Start-up. Aber wenn man in anderen Firmen angestellt ist, erkennt man schnell, dass der Gestaltungsfreiraum vergleichsweise klein ist und dass man limitiert ist in der eigenen Kreativität. Oft ist man in großen Unternehmen sehr festgesetzt in der Rolle, die man zugeschrieben bekommt. Die Arbeit wird dann schnell monoton. Natürlich kann man das nicht verallgemeinern, aber es ist jedenfalls die Erfahrung, die ich gemacht habe. In einem Familienunternehmen hat man dagegen mehr Freiraum, sich zu entfalten, die eigenen Ideen einzubringen. Das macht für mich den Reiz aus, würde ich sagen. Auch die Unternehmenskultur zeichnet sich durch einen familiären Spirit aus, den man anderswo vergeblich sucht. Die Leute arbeiten hier teilweise bereits seit 20 Jahren und länger – dafür gibt es gute Gründe. Die Menschen genießen großes Vertrauen, sie haben die Flexibilität, ihre Zeit so einzuteilen, wie sie das möchten – vorausgesetzt die Aufgaben werden erfüllt.

War es jemals eine Überlegung, das Unternehmen zu verkaufen?

Karl-Heinz Schmachtl: Bisher habe ich diese Überlegung nicht gehabt und ich habe sie auch jetzt nicht. Mein Ziel ist es, den Firmenverband Österreich – Tschechien – Slowakei in dieser oder noch ausgeprägterer Form an die Nachfolge zu übergeben. Grundsätzlich muss man aber eines unterscheiden: Es gibt familienbeherrschte Unternehmen – wo die Familie, die das Unternehmen führt, auch den Großteil dessen Anteile hält. Und dann gibt es Familienunternehmen, die von familienfremden Personen, also externen Führungskräften, geführt werden. Das ist derzeit der Fall in Österreich, in Tschechien führt mein Neffe das Unternehmen. Mein Sohn hat da eine ganz einfache Anschauung: Nur die Besten sollen diesen Job machen. 

Kari Schmachtl: Es gibt glaube ich nichts Schlimmeres, als jemandem die Führung zu übergeben, nur weil er oder sie Unternehmerkind ist. Wir haben heute zwei externe Geschäftsführer. Zum jetzigen Zeitpunkt macht das Sinn, zwei Techniker in der Geschäftsführung zu haben. In Zukunft muss man darüber nachdenken, wie man hier auch die Bereiche Marketing, IT und HR mit integriert. Jedenfalls muss bei der Besetzung auf Qualifikation und nicht auf Verwandtschaft geschaut werden. Es müssen die Besten für den Job her und das sind nicht gezwungenermaßen die Blutsverwandten.

Was sind die Eigenschaften, die Führungskräfte unbedingt mitbringen sollten?

Kari Schmachtl: Ich denke, am wichtigsten sind Kritikfähigkeit und offene Kommunikation. Alle Mitarbeitenden sollten offen und ehrlich mit der Geschäftsführung sprechen können. Im besten Fall stelle ich als Führungskraft Leute ein, die auf ihrem Gebiet besser sind als ich, ohne dass mir dabei mein Ego im Weg steht. Ich lasse mich beraten, um die besten Entscheidungen treffen zu können und sichere den Verantwortlichen genug Autorität in ihren Arbeitsbereichen zu, damit sie selbstständig handeln können. Dafür braucht es natürlich auch ein gewisses Maß an Vertrauen. Man muss loslassen können und darf nicht den Fehler machen, micromanagen zu wollen.

Karl-Heinz Schmachtl: Als ich ins Unternehmen kam, war der bekannteste Management-Papst im Unternehmertum Peter F. Drucker. Er sagte, die wichtigsten Aufgaben einer Führungspersönlichkeit sind Planen, Führen und Kontrollieren. Heute sind es das Erkennen und Lösen von Problemen, Kreativität und Teamfähigkeit.

Kari Schmachtl: Bei der Geschwindigkeit, in der heute Veränderungen stattfinden, kann man auch gar nicht mehr in dem Maß vorausplanen, wie das damals noch möglich war. Geschäftsmodelle müssen agil sein und sich neuen Bedingungen anpassen können. Deswegen sind auch die Anforderungen an die Geschäftsführung heute andere als damals.

Ist Change Management heute eine Kernkompetenz für Führungskräfte?

Karl-Heinz Schmachtl

Karl-Heinz Schmachtl: Ja, vor allem müssen Sie davon ausgehen, dass es in jeder Firma Mitarbeitende gibt, die 50 Jahre alt sind, 20 und 60. Viele davon tun sich schwer mit Veränderungen. Es ist eine Managementqualität, die Leute davon überzeugen zu können, dass sie dennoch notwendig sind. Das ist nicht einfach. Wir haben das in unserer langen Unternehmensgeschichte schon oft erlebt. Die Herausforderung heute im Gegensatz zu früher ist, dass die Veränderungsprozesse schneller und auf einem elementareren Niveau ablaufen. Das Entscheidende ist, dass alle Mitarbeitenden die Vorteile der Veränderung erkennen. Man wird Veränderungsprozesse nur dann durchführen können, wenn man sie von der Sinnhaftigkeit und den Vorteilen der Veränderung überzeugen kann. Wenn man das nicht kann, kämpft man auf verlorenem Posten.

Die kommende Generation Y ist dafür bekannt, Althergebrachtes in Frage zu stellen und neue Arbeits- und Lebensformen für sich zu entwickeln. Sie legt Wert auf Feelgood Management und will sich auch am Arbeitsplatz in ihrer Individualität entfalten. Sie gestalten mit neuartigen Ideen heute schon aktiv ein Angebot mit, das sich an diese Generation richtet. Beispielsweise bieten Sie Meditation an. Wie wird das angenommen?

Kari Schmachtl: Das wird gut angenommen. Die Leute nehmen dieses Angebot gerne in Anspruch. Vor kurzem hat auch eine Mitarbeiterin vorgeschlagen, bei einem Firmen-Triathlon teilzunehmen – schlussendlich waren wir mit fünf Teams am Start. Aber wir gehen beispielsweise auch Wasserschifahren. Wir versuchen laufend Aktivitäten anzubieten, die die Mitarbeitenden aus ihrem Privatleben in die Firma hineintragen können. Es gibt vielfältige Kompetenzen bei uns im Team, die sich dafür anbieten. Von Yoga über Judo bis hin zum Tanz. Wenn man mit den Leuten redet, stößt man erfahrungsgemäß auf viele Möglichkeiten in diese Richtung.

Karl-Heinz Schmachtl: Schlussendlich dienen alle diese Aktivitäten dazu, dass die Mitarbeitenden mehr Freude haben. Martin Luther sagte schon: „Aus einem verzagten Hintern kommt kein freudiger Furz.” Das hat er schon vor 500 Jahren erkannt.

Meditieren Sie auch?

Karl-Heinz Schmachtl: Ich meditiere seit ca. einem Jahr. Mein Sohn hat mich dazu motiviert. Ich muss sagen, es ist eine Erweiterung des Bewusstseins, der Konzentration und auch der Freude. Was wichtig ist, ist die Entspannung, die Verbesserung der Gelassenheit, der Unaufgeregtheit, des Gleichmuts.

Welche Werte würden Sie gerne unabhängig von den Bedürfnissen der neuen Generation im Unternehmen weiter bestehen sehen?

Karl-Heinz Schmachtl: Meine Werteordnung ist geprägt durch den christlichen Glauben. Für mich sind das das echte Interesse an Menschen, die Freude am Kontakt mit Menschen, Nächstenliebe, Beständigkeit und Nachhaltigkeit persönlicher Werte und auch jene vorhin erwähnten Werte, die ich in der Firma gerne pflege, wie Seriosität und Integrität.

Nun kann man die Übernahme und Leitung einer Firma als Ihr Lebenswerk bezeichnen. Wie geht es Ihnen beim Gedanken, es in andere Hände zu geben?

Karl-Heinz Schmachtl: Wenn die Hände gut sind, habe ich damit kein Problem.

Danke für das Gespräch!

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Ing. Günther Probst
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