Ob Gasläger, Lagerräume für brennbare Flüssigkeiten, Anwendungsbereiche von brennbaren Gasen und Flüssigkeiten: Überall wo mit brennbaren Chemikalien gearbeitet wird, ist das Thema Explosionsschutz relevant. Eine wichtige Schutzmaßnahme zur Gefahrenprävention ist das Freimessen. Ziel ist es, eine riskante Konzentration von Gasen in diesen Bereichen, insbesondere Gruben, Behältern oder engen Räumen schnell zu erkennen und rechtzeitig handeln zu können. Welche Möglichkeiten sich für Unternehmen bieten, um Risikosituationen vorzubeugen, erklärt Dr. Rainer Gagstädter, Experte in den Bereichen Explosionsschutz, Umweltschutz und Chemikalienrecht.
Wir unterscheiden hier zwei Bereiche: Freimessen bei Heißarbeiten und Freimessen beim Betreten und Befahren von engen Räumen. Abgeschlossene Räume sind besonders anfällig für Explosionen, da sich Gase und Dämpfe in hohen Konzentrationen ansammeln können.
An erster Stelle steht natürlich der Schutz der Mitarbeitenden. Der primäre Zweck von Freimesssystemen ist die Prävention von Gesundheitsschäden: Chemische Stoffe können nicht nur zu Explosionen und Bränden, sondern auch zu Sauerstoffmangel führen.
Unternehmen müssen sich nach den Anforderungen des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes richten. Der Gesetzgeber verpflichtet Betriebe zur internen oder externen Analyse der Explosionsgefahr. Das Problem dabei: Viele Unternehmen unterschätzen die Gefahren von brennbaren Gasen, Flüssigkeiten und Stäuben und halten sich nicht präzise genug an die gesetzlichen Vorgaben. Die Folgen können fatal sein: Explosionen, die im schlimmsten Fall Leben und Gesundheit der Mitarbeitenden gefährden. Mögliche Fehlerquellen sind vielfältig, die Risiken im Umgang mit gefährlichen Stoffen müssen daher in jedem Betrieb ernst genommen werden.
Es gibt mobile Messsysteme, die Mitarbeitende direkt bei sich tragen können. Der Trend geht jedoch deutlich in Richtung stationärer Sensoren, die fest montiert sind. Beide Varianten teilen allerdings dieselbe Funktion: Bei gefährlichen Gaskonzentrationen schlagen sie sofort durch audiovisuelle Signale Alarm.
Die händische Bedienung birgt einige Risiken, die häufig unterschätzt werden. Der Umgang mit den Geräten will gelernt sein, da man hier einiges falsch machen kann. Eine gewissenhafte Schulung der Mitarbeitenden ist enorm wichtig, um Gefahrenquellen sicher zu erkennen und vermeiden zu können. Beispielsweise müssen Nutzende genau über die vorhandenen Chemikalien und deren Eigenschaften Bescheid wissen. Ein Beispiel: Erdgas ist leichter als Luft, sammelt sich also an der Decke. Propangas hingegen ist schwerer als Luft und konzentriert sich am Boden eines Raumes. Wenn man das nicht weiß, und in der Mitte des Raumes manuell misst, setzt man sich bereits einer Gefahr aus.
Der größte Vorteil einer stationären Montage ist das erhöhte Sicherheitslevel. Eine Gefahrenwarnung erfolgt nicht erst, wenn Mitarbeitende Räume betreten, in denen sich bereits Dämpfe gebildet haben könnten, sondern schon davor: Die Freimessanlagen ermöglichen eine permanente Kontrolle der aktuellen Luftzusammensetzung. Das vorige Beispiel mit den zwei unterschiedlichen Gasen kann bei einer stationären Anlage somit gar nicht erst zur Gefahrenquelle werden: Die Anlage wird bereits dort montiert, wo auch gemessen werden soll. Außerdem werden durchzuführende Tätigkeiten in Ex-Anlagen erleichtert, da währenddessen kein mobiles Gerät mitgeführt werden muss.
Die stationäre Anlage ist günstiger als die mobilen Varianten. Doch der Kostenfaktor geht noch darüber hinaus: Unternehmen müssen beim Einsatz einer fix montierten Anlage nicht mehr in Ex-geschützte Industriefahrzeuge investieren. Diese kosten meist das 3-5 fache im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen. Betriebe können daher mit dem Einsatz eines geeigneten Messsystems an vielen Ecken Kosten einsparen.
Die elektrochemischen Sensoren innerhalb der Freimesssysteme müssen alle vier Monate neu kalibriert werden, um die Sicherheit der Mitarbeitenden weiterhin zu garantieren. Dieser Wartungsaufwand ist jedoch im Verhältnis zur Anschaffung Ex-geschützter Anlagen minimal.
Prävention ist das A und O. Unfälle passieren dann, wenn gesetzliche Vorgaben nicht eingehalten werden, Mitarbeitende mangelhaft geschult werden und sich den drohenden Risiken nicht bewusst sind. Daher ist es für Unternehmen enorm wichtig, Gefährdungen rechtzeitig zu ermitteln, zu beurteilen und die Arbeitnehmenden ausreichend zu unterweisen. Die neuen technischen Entwicklungen im Bereich der Sensorautomatik begleiten sie auf diesem Weg.
Weiterführende Informationen finden Sie auf der Webseite der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie