Von 2017 bis 2020 werden sämtliche alte Seilhängeleuchten auf effiziente LED-Beleuchtung umgerüstet. Der Tausch spart nicht nur Geld, sondern schont nebenbei auch noch die Umwelt. Doch die Umstellung kommt trotzdem nicht bei allen gut an. Anwohnerinnen und Anwohner befürchten, dass durch vermeintlich grelles LED-Licht das historische Ambiente ihrer Grätzel verloren geht. Eine berechtigte Sorge? Wir waren bei der Entwicklung der neuen Beleuchtung für Wien mit der Magistratsabteilung 33 in direktem Kontakt und klären auf.
In ganz Wien gibt es 154.000 Straßenleuchten, 50.000 davon sind Seilhängeleuchten, also Leuchten, die mithilfe von Seilen oder Drähten über der Fahrbahn montiert sind. Seit mehr als fünf Jahrzehnten prägen sie in ihren mehr als 50 Ausführungen das Stadtbild – jetzt haben sie ausgedient und werden durch moderne LEDs ersetzt. Einige wenige Schutzzonen, wie denkmalgeschützte Orte, sind von der Umstellung jedoch ausgenommen, um deren Charakteristik für das Stadtbild nicht zu zerstören. Doch warum der Wechsel? Das hat unter anderem etwas mit Problemen zu tun, die aufgrund der fehlenden Standardisierung der Leuchten entstanden sind. Die MA 33 stand beim Ausfall von Leuchten immer wieder vor der Herausforderung, genügend Ersatzteile für die zahlreichen Ausführungen der Seilhängeleuchten im Lager verfügbar zu haben, um Ausfälle schnell und flexibel beheben zu können. Das war häufig nicht ohne längere Wartezeiten möglich.
Die MA 33 wollte sich mit diesem Problem nicht länger herumschlagen. Gemeinsam entwickelten wir kurzerhand eine neue Standardleuchte, die die nötige Flexibilität für die Wartungsanforderungen in der Großstadt mitbringt. Wir konstruierten die Leuchten so, dass verschiedene Einsätze mit unterschiedlichen Leuchtmitteln in ein und dasselbe Gehäuse passen. Was bei diesem flexiblen Baukastenprinzip neu ist, ist die mechanische Schnittstelle. Gehäuse und Leuchten-Einsatz sind funktional voneinander getrennt, während sich alle Komponenten zur Lichterzeugung und -lenkung auf dem Einsatz befinden. Das heißt, dass die Leuchten völlig unabhängig vom Hersteller mit beliebigen Leuchtmitteln bestückt werden können. Alle Wartungsarbeiten sind völlig ohne Werkzeug möglich – ein großer Vorteil, denn die LED-Technologien sind einem ständigen Wandel unterworfen. Die MA 33 ist diesen zukünftigen Entwicklungen gegenüber nun gewappnet: Egal ob LED, Halogen-Metalldampf oder Natriumhochdruckdampf, die Straße ist beleuchtet.
Beim Einsatz der richtigen Beleuchtung ist es wichtig, die gesundheitlichen Auswirkungen auf den Menschen zu untersuchen, um den natürlichen Biorhythmus nicht aus dem Takt zu bringen. Moderne LED-Beleuchtung hat keinen Einfluss darauf und ist gesundheitlich völlig unbedenklich, denn die neue Straßenbeleuchtung verringert den Melatonin-Haushalt (Schlafhormon) des Menschen nicht – außer man entscheidet sich dazu, direkt unter einer Laterne zu schlafen. Der Blaulichtanteil von Handy- oder Tablet-Displays beeinflusst die Produktion von Melatonin z. B. stärker.
LED-Leuchten verringern außerdem die sogenannte „Lichtverschmutzung“, also die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen. Der Lichtsmog, der dadurch über Städten entsteht kann gesundheitliche Folgen für Mensch und Tier haben. Durch die Umrüstung kann man auch dieses Problem beseitigen, da die neuen Leuchten wenig bis kein Licht in den Nachthimmel abgeben. Auch Insekten haben einen Vorteil davon: Sie werden durch LED 80 % weniger angelockt und können unbeschadet weiterschwirren.
Dass LED-Leuchten zwischen 60 und 80 % weniger Energie als die alten Modelle verbrauchen, ist inzwischen jedem klar. Doch es gibt weitaus mehr Vorteile:
Das neue Licht wirkt auf Fußgänger und Autofahrer bei gleich gemessener Helligkeit viel intensiver, als das der konventionellen, alten Lampen. Dieser Schein entsteht durch kleine Lichtaustrittsflächen und -winkel. Die MA 33 ließ durch eine Studie klären, inwieweit LED-Leuchten die Verkehrssicherheit durch Blendung beeinträchtigen. Sie kam zum Schluss, dass LED-Straßenbeleuchtung nicht zur Ablenkung der Verkehrsteilnehmenden führt. Was jedoch ablenkt, sind bewegte Lichtquellen, wie Werbungen.
Keine Sorge, mit diesem LED-Vorurteil können wir aufräumen. Die Atmosphäre der historischen Hauptstadt Österreichs wird nicht leiden. Alle neuen LED-Lampen haben die gleiche Farbtemperatur wie die alten Modelle, genau 4.000 Kelvin und nicht mehr. Diese Helligkeit wird außerdem vorwiegend in Straßen eingesetzt, in denen eine ausreichende Beleuchtung wirklich wichtig ist. In Parks und naturnahen Bereichen werden weiterhin Beleuchtungen mit 3.000 Kelvin eingesetzt. Was die Schutzzonen der Stadt betrifft, wurde gemeinsam mit Stadtarchitekten an passenden Beleuchtungen getüftelt, die das Ambiente der Wiener Straßen nicht negativ beeinflussen.
Ob Straßen, Arbeitsplätze oder Industrie: Überall wo gearbeitet wird, braucht man zuverlässige und ausfallsichere Lichtquellen. Denn der Mensch verbringt 90 % seiner Zeit in Gebäuden. In unserem Artikel über Kostenersparnisse durch LED klärt unser Lichtexperte Marco Steindl über Vorteile und Möglichkeiten professioneller Beleuchtung auf – egal für welche Anforderungen. Eine Anleitung für Profis haben wir ebenfalls in petto. Unten klicken und gleich loslegen!