Kollaborierende Roboter sind bekanntlich Maschinen mit vielen Talenten: Sie werden bei den unterschiedlichsten Anwendungen eingesetzt und meistern diese mit Bravour. Jedoch ist es auch möglich, dass ein einzelner Roboter für verschiedene Tätigkeiten herangezogen wird. Wie es Ihnen gelingt, Ihren Cobot in einen Multitasker zu verwandeln, erklärt dieser Artikel.
Herkömmliche Industrieroboter verfügen über sechs Achsen, die ihnen ermöglichen, verschiedenste Positionen einzunehmen und sich in ebenso viele Richtungen zu orientieren. Kollaborierende Roboter, die sogenannten Cobots, können zudem mit einer siebten Achse ausgestattet werden. Dabei handelt es sich um eine Erweiterung, die einem Sockel ähnelt, welche dem Roboter das Bewegen entlang einer zusätzlichen Achse ermöglicht. So kann der gesamte Roboter zusätzlich hin und her bewegt werden.
Diese Achse kann nicht nur horizontal sondern auch vertikal eingesetzt werden. Letzteres zieht speziell beim Palettieren einige Vorteile mit sich: Denn im vertikalen Modus kann der Cobot Paletten auf mehreren Ebenen bearbeiten. Generell erlangt der Roboter durch die siebte Achse zusätzlich mehr Flexibilität, da der nutzbare Raum des Roboters somit vergrößert wird.
Unter Autonomous Guided Vehicle (AGV) versteht man in der Industrie selbstfahrende Gefährte, auf denen durchaus auch ein Cobot montiert werden kann. Diese Fahrzeuge bewegen sich nach einem eigenen Leitsystem, welches ihnen mitteilt, zu welcher Station sie als nächstes fahren sollen. So wird es einem Cobot beispielsweise möglich, Paletten aus einem Regal zu heben, um diese an einer anderen Stelle wieder in ein Regal zu schichten.
Allerdings muss bei dieser Anwendung gesagt werden, dass die Technologie für vollautomatisierte Lösungen wie diese noch in den Kinderschuhen steckt und wahrscheinlich erst in Zukunft an wahrhaftiger Relevanz gewinnen wird. Denn so einfach man sich das Ganze vorstellt: Man hat es hier mit einer komplexen Applikation zu tun, da sich die Umgebung für den Cobot stetig verändert. Das bedeutet, dass man jedes einzelne Teil im Vorfeld einteachen müsste. Denn nur dann weiß der Roboter, wie er vorgehen soll. Über mobile Cobots haben wir bereits im Artikel „Lernen Sie vom Autohersteller VW, wie Sie den mobilen Einsatz von Cobots zu Ihren Gunsten nutzen” gesprochen.
Realitätsnäher als die selbstfahrenden kollaborierenden Roboter sind Cobots auf manuell verschiebbaren Wägelchen. Durch diese kann der Cobot von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter zu unterschiedlichen Stationen gefahren werden, wo der Roboter dann seine Arbeit verrichtet. Durch diese Mobilität kann der Cobot flexibler eingesetzt und besser ausgelastet werden. Idealerweise werden dem Cobot einmal alle Roboterprogramme beigebracht, die er für die unterschiedlichen Stationen benötigt, woraufhin er zwischen diesen hin und her wechseln kann.
Eine kleine Schwachstelle weist diese Lösung allerdings auf – doch auch für diesen Fall ist vorgesorgt: Wenn eine Person den Roboter zur nächsten Maschine schiebt und dort platziert, wird sie dies nie auf den Millimeter genau hinbekommen. Deshalb muss man eine Möglichkeit finden, die Wegpunkte und Bewegungsabläufe in das veränderte Umfeld zu übertragen. Dies gelingt beispielsweise mit der Wrist Cam von Robotiq, welche einen sogenannten Visual Offset berechnet. Mithilfe eines Codes, der an den Maschinen angebracht ist, lokalisiert die Kamera die Barcodes und kann somit die Position des Roboters relativ zur Maschine berechnen. So weiß das System, wo der Cobot steht und kann dessen Bewegungen an die leicht veränderte Situation anpassen.
Eine weitere Möglichkeit, mehrere Anwendungen aus einem einzigen Cobot herauszuholen, sind Werkzeugwechselsysteme. Diese Systeme bestehen aus einem Flansch, auf dem das nächste Werkzeug befestigt wurde und somit ganz leicht ausgewechselt werden kann. Dies ermöglicht, dass ein einzelner Cobot mit mehreren Endeffektoren arbeiten kann. In einem weiteren Artikel auf unserem Blog verschaffen wir einen Überblick über die Vielfalt an Greifern und Endeffektoren.
Alternativ besteht die Möglichkeit, dass der Cobot beispielsweise zwei Werkzeuge mit einem Y-Flansch gleichzeitig montiert hat und beide ständig mitbewegt. Je nachdem welches Werkzeug er gerade benötigt, wird dieses nach vorne gedreht und in Position gebracht.
Zudem kann ein Greifer selbst auch speziell flexibel sein. Dem 3-Finger-Greifer von Robotiq ist es beispielsweise möglich, die unterschiedlichsten Teile und Formen zu fassen.