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Wie sicher muss eine Maschine sein? Die Antwort auf diese Frage bietet der sogenannte Performance Level. Ob Ihre Maschine Level A, B, C, D oder E zugeordnet wird und was dies für Ihre Sicherheitskette bedeutet, klären wir im Artikel. Außerdem haben wir bei Peter Mayr, Technischer Leiter bei SCHMACHTL, in einem kurzen Interview nochmal genauer zum Thema nachgefragt.

Das sagt Ihnen der Performance Level

Der Performance Level gibt darüber Auskunft, wie sicher eine Maschine laut Absicherungstechnik sein muss. Nachdem im ersten Schritt die Gefahrenstellen erkannt werden, wird eingeschätzt, wie groß die Gefahr für den Menschen ist. Dabei wird jede einzelne Stelle mithilfe eines Risikographen bewertet, welcher die Gefahr abhängig von unterschiedlichen Faktoren darstellt. Von welchen Faktoren hier die Rede ist und wie die Performance Level A bis E zu Stande kommen, erklären wir mithilfe nachstehender Grafik.

Der verzweigte Weg der Risikobeurteilung

performance-level-03Quelle:
https://www.maschinenbau-wissen.de/skript3/konstrkution-entwicklung/risikobeurteilung/317-performance-level-berechnen

Um die Gefahren einzuschätzen, die von einer Anlage oder Maschine ausgehen können, wird eine Risikobeurteilung durchgeführt. Diese hilft, mögliche Gefahren zu erkennen und zu bewerten. Die erste Frage, die man sich bei der Bewertung stellt, ist nach der Schwere der potentiellen Verletzung (S), die durch die Anlage oder Maschine entstehen kann. Dabei wird unterschieden, ob es sich um eine reversible (S1) oder irreversible Verletzung (S2) handelt. Eine reversible Verletzung ist weniger schwerwiegend und zieht keine bleibenden Schäden mit sich. Dabei könnte es sich beispielsweise um einen blauen Fleck oder eine leichte Prellung handeln. Bei der irreversiblen Verletzung kommt die betroffene Person leider längerfristig nicht so unbeschädigt davon. Verletzungen, die unter diese Kategorie fallen, können Auswirkungen haben, die von Narben bis zum Tod reichen. 

Wurde die Stärke der möglichen Verletzung eingeschätzt, stellt sich als Nächstes die Frage nach der Häufigkeit und Dauer der Gefährdungsexposition (F). Man muss sich also überlegen, wie oft und wie lange Personen tatsächlich der Gefahr ausgesetzt sind. Je höher beide Werte (S und F) sind, desto höher ist die Anforderung an die Sicherheitstechnik. Stellt man sich eine Presse vor, die ständig von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter beschickt wird, kann von einer höheren Gefahr (F2) ausgegangen werden, als wenn eine Person nur selten eine Tonne innerhalb eines Schutzbereichs hinter der Presse leert (F1). 

Bevor der Performance Level schlussendlich festgestellt werden kann, werden noch die Möglichkeiten, die Gefahr anderweitig zu vermeiden, abgewogen. Man stellt sich also die Frage, ob es noch andere konstruktive Möglichkeiten der Schadensbegrenzung gibt. Beispiele hierfür wären spezifische Arbeitsanweisungen oder Schutzausrüstungen. Ist dies auf die eine oder andere Art möglich, nimmt man die Abzweigung P1, wenn nicht, gilt es bei P2 abzubiegen. 

Schließlich kommt man je nach Präsenz der Gefahr bei einem der fünf verschiedenen Performance Level an. Die meisten Anwendungen von SCHMACHTL bewegen sich in den Bereichen D und E. Sie erfordern also eine hohe Absicherung. Wichtig ist allerdings, die gesamte Sicherheitskette zu betrachten. Um zu bestätigen, dass der geforderte Performance Level auch erreicht wurde, gibt es zudem Tools, welche diesen berechnen können.

Im Interview: Peter Mayr, Technischer Leiter bei SCHMACHTL

Seit 17 Jahren ist Peter Mayr bereits bei SCHMACHTL tätig – und diese langjährige Erfahrung zieht viel bedeutendes Wissen rund um die Industrie mit sich. In einem kurzen Interview klärt er weitere Fragen rund um die Themen Performance Level und Sicherheitstechnik.

Foto: Ing. Peter Mayr, Leiter Technik

Nehmen wir an, wir haben eine Anlage mit mehreren verschiedenen Gefahrenstellen vor uns, welche alle einen unterschiedlichen Performance Level aufweisen. Bedeutet das, dass der höchste Performance Level für die gesamte Anlage gilt oder kann man die einzelnen Bereiche getrennt voneinander absichern? 

Es geht immer nur darum, dass die einzelne Gefahrenstelle entsprechend dem Performance Level abgesichert wird. Bei einer einzigen Anlage könnten rein theoretisch alle Performance Level vertreten sein. So etwas wie ein Gesamt-Performance Level für eine Anlage gibt es nicht

Was passiert, wenn maßgebliche Änderungen an einer bestehenden Anlage vorgenommen werden? Muss die gesamte Risikobeurteilung dann wieder neu ausgelegt werden?

Wenn es eine wesentliche Änderung ist, die meistens vorgenommen wird, um die Maschine leistungsfähiger zu machen, müssen die Risiken neu bewertet werden. Ist ein Förderband beispielsweise zuvor immer ganz langsam gefahren und der Bediener hatte immer genug Zeit zu reagieren, war eine geringe Absicherung bei der alten Maschine sicherlich in Ordnung. Erhöht man nun aber die Geschwindigkeit, sodass neue Gefährdungen dazukommen und die zuvor niedrig bewerteten Risiken deutlich höher werden, muss das Ganze natürlich neu bewertet werden. Sobald man es also mit einer wesentlichen Veränderung zu tun hat, muss die Sicherheitstechnik erneut berücksichtigt werden. 

Welche Rolle spielt SCHMACHTL bei der Planung und Umsetzung einer Sicherheitskette?

Wir bei SCHMACHTL steigen grundsätzlich ein, sobald die Risikoanalyse bereits durchgeführt wurde und die Performance Level definiert wurden. Dann schlagen wir die Produkte vor, die am besten zu der jeweiligen Applikation passen und präsentieren eine Konzeptlösung. Außerdem ist es uns möglich, die Sicherheitslösung dann auch umzusetzen. Zu unseren langfristigen Zielen gehört auf jeden Fall auch das Erarbeiten von ganzen Safety-Konzepten – von der Risikoanalyse bis hin zur Validierung. Dabei ist es wichtig, nicht direkt alle Bereiche abdecken zu wollen, sondern sich auf einzelne zu spezialisieren. In unserem Fall wäre die Robotik von Interesse, da wir mit kollaborierenden Robotern besonders stark am Markt vertreten sind.

Wer führt normalerweise die Risikobeurteilung durch? Und wer ist letztendlich für die Sicherheit der Maschine verantwortlich? 

Für die Risikobeurteilung gibt es eigene Sicherheitsfachkräfte. Die möglichen Gefahrenstellen einer Anlage/Maschine muss aber auch der Konstrukteur in Zusammenhang mit der Sicherheitsfachkraft erkennen und entsprechende Sicherheitskonzepte erarbeiten.

Verantwortlich ist in erster Linie die Geschäftsführung des Betriebs. Je nachdem wie der Betrieb intern organisiert ist – ob die entsprechenden Kompetenzen im Unternehmen nachgewiesen werden können – geht die Verantwortung auch weiter runter bis zum Konstrukteur. Das bedeutet, dass grob fahrlässige Fehler des Konstrukteurs letztendlich auch ihn betreffen können. 

Worin liegt der Unterschied zwischen einem Performance Level und einem SIL-Level? 

Der Performance Level ist für Maschinen und Anlagen relevant. Der SIL-Level ist eher für die Prozessindustrie konzipiert, wenn zum Beispiel Gase austreten. Beim Performance Level geht es mehr um Maschinen, die eine Person vielleicht einklemmen oder zu anderen mechanischen Verletzungen führen könnten. Es kann aber durchaus vorkommen, dass man mit Anlagen zu tun hat, die sowohl ein SIL- als auch ein Performance Level beanspruchen.

Maschinensicherheit

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DI Mag. Thomas Lehner
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