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Die Basics zur Maschinensicherheit kennen Sie bereits aus Teil 1 unserer Artikelreihe. Doch diese reichen bei weitem noch nicht aus, um das Themengebiet der Sicherheit rund um Maschinen und Anlagen lückenlos abzudecken. In der Fortsetzung tauchen wir tiefer in die Materie ein. Wir betrachten sämtliche Lebensphasen der Maschine und stellen die fünf Phasen der Maschinensicherheit vor. Zum Schluss steht der letzte Schritt, vor dem Unternehmen immer noch zurückschrecken. 

Welche Normen und Richtlinien muss ich kennen? Wie kann ich diese schrittweise anwenden? Was macht eine rundum sichere Anlage aus? In unserem Guide für Maschinensicherheit klären wir auf – verständlich und auf einen Blick. 

Neue Fassung der Maschinenrichtlinie

Die Grundnorm für Maschinensicherheit ist 2006/42/EG, auf ihr baut die Maschinenrichtlinie auf. Die Maschinenrichtlinie der EU-Kommission wurde im Oktober 2019 um die zweite Auflage aktualisiert. Mit 530 Seiten ist sie sehr umfangreich, jedoch absolut unverzichtbar, wenn es um die Interpretation der CE-Richtlinie für die Praxis geht. Die aktuelle, vollständige EU-Maschinenrichtlinie in deutscher Fassung finden Sie hier

Lebensphasen der Maschine 

Maschinensicherheit beschränkt sich keinesfalls nur auf den Regelbetrieb der Maschine. Die funktionale Sicherheit erstreckt sich über den gesamten Lebenszyklus der Anlage:

  • Antransport
  • Aufbau
  • Inbetriebnahme
  • Regelbetrieb
  • Wartung und Reparatur
  • Stillsetzung
  • Abbau
  • Entsorgung

CE-Kennzeichnung: Was ist das?

Conformité Européenne, schon mal gehört? Auch wenn man nichts mit Maschinensicherheit zu tun hat, stolpert man täglich darüber: Die Rede ist vom CE-Kennzeichen. Aber wissen Sie auch, was es bedeutet? Vorrangig dient die Kennzeichnung dem Schutz der Endverbraucher und Betreiber von Maschinen. Laut EU-Richtlinie ist es verboten, Produkte ohne CE-Siegel auf den Markt zu bringen. Selbiges gilt auch für Produkte aus dem Ausland, die keine Kennzeichnung aufweisen. Das CE wird auch häufig als „Reisepass“ für Produkte im europäischen Binnenmarkt bezeichnet, der den Warenverkehr durch einheitliche Vorschriften erleichtert. Soviel zum Hintergrund, doch welche Rolle spielt das Zeichen für die Maschinensicherheit? Es zieht sich durch die fünf Phasen der Maschinensicherheit.

Die fünf Phasen der Maschinensicherheit

Um eine Risikobeurteilung durchzuführen, muss man einen Kompromiss zwischen Funktion und Sicherheit der Maschine herstellen. Denn aufgrund der eigentlichen Aufgabe der Maschine können Gefahren niemals ausgeschlossen werden, sondern nur auf ein akzeptables Niveau minimiert werden. Diesem Spagat haben wir uns bereits gewidmet: In unserem Artikel „Nur eine sichere Maschine ist eine gute Maschine, Teil 1” können Sie Ihr Wissen noch einmal auffrischen. Nun zu den Phasen der Maschinensicherheit:

1. Phase: Die Grenzen der Maschine feststellen

Vor Safety-Konzept und Risikobeurteilung müssen die wichtigsten Eckdaten gesammelt werden, um die technischen Grenzen der Maschinen auszuloten. Damit beginnt man im Ruhezustand: Gewicht, Maße, Spannungsversorgung und Betriebsstoffe der Maschine werden festgehalten. Anschließend ermittelt man die Werte  der Maschine in Betrieb: Schall-, Abgas- und Strahlungsemissionen, Schwingungen, Arbeitsgeschwindigkeit, wirkende Kräfte und Bewegungsrichtungen. 

2. Phase: Mögliche Gefährdungen feststellen

Nach der ersten Beurteilung ist meist klar, dass eine Maschine bereits im Ruhezustand gefährlich für Mitarbeitende werden kann, etwa durch scharfe Kanten oder offene Stromleitungen. Während des Betriebs erhöht sich das Risiko noch durch die Bewegungen der Maschine oder umherfliegende Objekte, wie z. B. Sägespäne.

3. Phase: Mögliche Gefährdungen einschätzen 

Es gibt durchaus Gefahren, die nur bei Vorsatz und grober Fahrlässigkeit tatsächlich zu Verletzungen führen. Doch ein Safety-Konzept muss genau diese „vernünftigerweise anzunehmende Fehlbedienung“ in die Überlegungen miteinbeziehen. Je höher diese Gefahr, desto eher verschiebt sie sich in die funktionale Sicherheit.

4. Phase: Geeignete Maßnahmen zu Risikominderung beschreiben

Der Zuständige für die Risikobeurteilung muss nun Vorschläge zur Minderung der erkannten Gefahren machen. Jede Maßnahme muss detailliert und gut begründet werden, um die Akzeptanz des Konzepts bei den Beteiligten zu erhöhen. 

5. Phase: Umgesetzte Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit kontrollieren

Jede umgesetzte Maßnahme muss natürlich wirksam sein, um die Risiken zu mindern. Wenn das der Fall ist, hat das Safety-Konzept funktioniert. In der Praxis geschieht das in zwei Stufen:

Wer sollte die Risikobeurteilung durchführen?

Der zuständige Unternehmer weist die Aufgabe einer ausgewählten Fachkraft zu, die über die nötigen Qualifikationen verfügt. Zwar ist die Risikobeurteilung bei Ingenieuren und Technikern Teil der Ausbildung, wir empfehlen jedoch zusätzliche Lehrgänge zur Weiterbildung. Doch der Fachkräftemangel grenzt den Kreis an qualifizierten und verfügbaren Technikern stark ein. Es bietet sich daher an, diese Aufgabe an einen Partner mit Erfahrung im Safety-Bereich abzugeben

Der letzte Punkt: Die Betriebsanleitung

Keine Konstruktion von Maschinen und Anlagen ohne Betriebsanleitung. Für viele Unternehmen ist sie trotz ihrer hohen Relevanz das Stiefkind der Maschinensicherheit und wird vernachlässigt. Ein großer Fehler, denn die Anleitung verhindert Fehlbedienungen und damit einhergehende Gefahren. Den Leitfaden für rechtskonforme Betriebsanleitungen hat TEKOM als Standardwerk veröffentlicht. Doch auch hier gilt: Lieber Vorsicht als Nachsicht. Wenn die Kompetenzen in Ihrem Unternehmen nicht zu 100 % gegeben sind, betrauen Sie einen professionellen technischen Redakteur mit der Erstellung der Betriebsanleitung, um immer auf der sicheren Seite zu sein. 

Beispiel gefällig?

Sie wollen wissen, wie wir bei SCHMACHTL eine Safety Komplettlösung umsetzen? Im Falle von Grasl Pneumatic-Mechanik GmbH ging es genau darum: Ein Roboter musste wieder sicher und produktiv in seinen Zwinger eingezäunt werden. Und das hat uns vor Hürden gestellt. Wie wir diese überwunden haben, erfahren Sie im Artikel „Auf der si­che­ren Sei­te: Safe­ty Kon­zept für Grasl Pneu­matic-Mecha­nik”.

So kommen Sie Step-by-Step zur sicheren Maschine

Laden Sie sich jetzt unseren Leitfaden für die Risikobeurteilung Ihrer Maschinen und Anlagen herunter. In unserer Anleitung finden Sie sämtliche Schritte zusammengefasst und übersichtlich aufbereitet, sodass Sie Schritt für Schritt zur sicheren Maschine kommen. Zusätzlich stellen wir Ihnen eine Grafik über die Vorgehensweise bereit, die Ihnen das Verständnis erleichtert. Klicken Sie einfach auf das untere Bild:

Maschinensicherheit

Quellen:
https://www.konstruktionspraxis.vogel.de/was-bedeutet-eigentlich-ce-kennzeichnung-a-662889/

https://www.elektrotechnik.vogel.de/was-ist-maschinensicherheit-definition-normen-beispiele-a-719794/

 

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„Automatisierte Antworten? Nicht bei uns! Ich antworte Ihnen persönlich.”

Ing. Günther Probst
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E-Mail: g.probst@schmachtl.at